Freitag, 6. Januar 2017

THE NANNY (1965)














WAR ES WIRKLICH MORD?

Großbritannien 1965
Regie: Seth Hold
DarstellerInnen: Bette Davis, Wendy Craig, Jill Bennett, James Villiers, William Dix, Pamela Franklin u.a.


Inhalt:
Als Achtjähriger wurde der kleine Joey Fane nach dem Tod seiner Schwester in eine psychiatrische Kinderklinik eingewiesen. Zwei Jahre später darf ihn sein Vater endlich von dort abholen.
Da Joeys labile Mutter kurz vor der Abfahrt zur Klinik einen Nervenzusammenbruch erleidet, wird Daddy von der Nanny begleitet. Der Zehnjährige scheint das Kindermädchen der Familie gleichermaßen zu hassen wie zu fürchten. Er ist überzeugt, dass sie für den Tod seiner Schwester verantwortlich ist. Etwa zu Recht? Hat der Junge gar keine psychischen Probleme, sondern die alte Nanny?


Die Nanny schaut nicht immer nett aus


Joey und Bobbie spielen der Nanny einen Streich


Was ist denn nur los mit dem kleinen Joey? Ist er durch den Tod seiner Schwester dermaßen schwer traumatisiert, dass er unter einem manifesten Verfolgungswahn leidet?
Kaum ist das Kind zuhause, beginnt alles wieder von vorne.
Ganz eindeutig hat sich Joey (William Dix) auf die Nanny (Bette Davis) fixiert. Er ist überzeugt, dass sie ihm nur Böses will und lässt sich weder durch seinen strengen strafenden Vater noch durch seine überforderte Mutter von dieser fixen Idee abbringen.
Die Nanny hingegen, eine enge Vertraute der Frau Mama (sie war auch ihr Kindermädchen), erträgt alle Anfeindungen und Unterstellungen des Fane'schen Filius mit einem Lächeln und engelsgleicher Sanftmut.
Sie beweist Geduld und Entgegenkommen. Nie kommt ihr ein böses Wort über die Lippen, diese Frau ist die personifizierte Gelassenheit.
Von dieser Konstellation und den ausgezeichneten SchauspielerInnen lebt dieser Film.
Ständig hin und her gerissen zwischen einerseits paranoidem Verhalten von Joey und den Reaktionen der Nanny muss man sich früher oder später die Frage stellen, was eigentlich mit dieser Frau nicht stimmt.
Irgendwie wirkt ihr Bemühen um die Gunst des Kindes wenig authentisch, ihre netten Worte und Gesten subtil bedrohlich.
Doch wer würde schon einem Kind glauben, dass mit der von der Familie geschätzten älteren Dame etwas nicht stimmt?

Viele Filme und Geschichten leben davon, dass Erwachsene die berechtigten Warnungen von Kindern ignorieren und belächeln. Kinder werden nach wie vor weniger Ernst genommen als Erwachsene. Minderjährigen traut man viel eher eine Lüge zu als einer erwachsenen Person.
Nicht einmal die freche Nachbarstochter Bobbie (Pamela Franklin, u.a.  später bekannt geworden durch ihre Rolle in Tödliche Ferien), mit der sich Joey anfreundet, lässt sich so ganz überzeugen, dass der Junge tatsächlich um sein Leben fürchtet.
Deshalb ist er in dieser schwierigen Situation auch völlig auf sich allein gestellt und muss sich selbst Maßnahmen zu seiner Verteidigung überlegen.

Dieser Film aus dem Hause Hammer ist psychologisch hervorragend aufgebaut. Auf besondere Effekte wurde zugunsten der Interaktion zwischen den Charakteren verzichtet. Bette Davis' Charisma ist überragend, ihr Make Up mit den dick dunkel nachgemalten Augenbrauen und ihre wechselnden Gesichtsausdrücke lehren nicht nur Joey das Fürchten.

"War es wirklich Mord?" ist ein exzellenter Thriller mit großartigen Stars und einem intelligenten wie unterhaltsamen Plot. den ich allen CineastInnen, die Schwarz Weiß Filmen nicht abgeneigt sind, wärmstens empfehle.