Samstag, 30. Januar 2016

SHURAYUKIHIME (1973)














LADY SNOWBLOOD

Japan 1973
Regie: Toshiya Fujita
DarstellerInnen: Meiko Kaji, Toshio Kurosawa, Masaaki Daimon, Miyoko Akaza, Shin'ichi Uchida, Takeo Chii, Noburo Nakaya, Yoshiko Nakada u.a.


Inhalt:
Japan zur Zeit der Meiji-Dynastie, 19. Jahrhundert. Yuki wird als Tochter der schönen Sayo hinter den Mauern eines Frauengefängnisses geboren. Dieses Kind wurde einzig zu dem Zweck gezeugt, späte Rache an den Banditen zu üben, die das Leben seiner Mutter zerstörten. Die Mutter, die kurz nach der Entbindung verstirbt, zeigt sich etwas enttäuscht über das Geschlecht des Säuglings, hofft aber dennoch auf die Umsetzung ihres Plans. Yuki wird von Kindesbeinen an zur Kämpferin ausgebildet, trainiert, Schmerzen zu ignorieren und unerbittlich ohne jeglichen Einfluss von anderen Emotionen sich auf eine einzige Sache zu konzentrieren: Rache.
Sie nimmt ihre Bestimmung schicksalsergeben an und zieht, endlich erwachsen geworden, los. Drei Namen wurden ihr auf den Weg mitgegeben...


Yuki wird ausgebildet


Yuki fällt ein Todesurteil


Ebenso wie die "Lone Wolf and Cub" Filme basiert die Geschichte von "Lady Snowblood" auf einem Manga des japanischen Autors Kazuo Koike.
In beiden geht es um den Weg der Rache, der sich für die Protagonisten als Einbahnstraße ohne Möglichkeit umzukehren entpuppt.
Der ehemalige Kaishaku-Nin Itto Ogami hat allerdings seinen Weg selbst gewählt, Yuki hingegen wurde er quasi in die Wiege gelegt. Ihr Schicksal und ihre Bestimmung entscheiden sich bei ihrer Geburt.

Die Sängerin Meiko Kaji, die durch ihre Rolle in "Sasori-Scorpion" prädestiniert für die Verkörperung des Racheengels Yuki war, ist nicht nur von berückender Schönheit, sondern verleiht der einsamen Rächerin durch ihren durchdringenden Blick und ernsthaften Gesichtsausdruck eine faszinierende Aura.
Sie ist es, die den Film trägt und ganz entscheidend mitgeprägt hat.
Sehr geschickt werden Emotionen und Mitgefühl mit der eiskalten Killerin geweckt, indem ihre Geburt, Kindheit, Erziehung und auch immer wieder Szenen des harten Trainings gezeigt werden, das sie zur Kampfmaschine ausbildete.
Doch ihr Leben, das sich gänzlich von dem anderer Frauen ihrer Generation unterscheidet, entbehrt nicht einer gewissen Tragik.
Nicht nur der Tod, sondern auch die Melancholie folgt Yuki auf Schritt und Tritt.
Die von Meiko Kaji selbst intonierten traurigen Songs begleiten die Bilder und erzählen zugleich Teile der Geschichte.

Doch auch Yukis Erzfeinde und Widersacher sind Charakterköpfe. Allen voran die sich wirklich besonders widerwärtig gebarende Sanae Nakahara in der Rolle der Okono, die der Figur ihren unverwechselbaren Stempel aufdrückt.


Das Ritual der "Hexe"


Neben dem kreativ angelegten Erzählstil, bestehend aus Rückblenden, Standbildern und Zeichnungen aus dem Manga besticht "Lady Snowblood" durch farbenprächtige Bilder. Intensiv-rote Blutfontänen, die sich auf weißen Schnee, braune Erde oder in blaues Meer ergießen, stilvolle Kleidung und Kostüme und Szenen, die an gotische Horrorfilme erinnern.
Nebel und unheimliches bläuliches Licht wirken ebenso gespenstisch wie die diabolische Okono Kitahama, auch als "Hexe" bezeichnet, die umhüllt von einem grünen Lichtschein vor einem Spiegel Rituale vollführt.

Manche westlich geprägten Cineasten stoßen bei einem Film wie "Lady Snowblood" allerdings an ihre Geschmacksgrenzen. Ein Verständnis für die japanische Kultur und Geschichte, Ehrenkodizes bzw. Gepflogenheiten und eine Faszination für die Andersartigkeit dieser Erzählungen helfen natürlich ungemein.
Deshalb eignet sich "Lady Snowblood" eher weniger für einen Filmabend mit gänzlich unbedarften Freunden. Ich spreche übrigens aus eigener Erfahrung...

Für mich war und ist dieser Film eine Offenbarung, die mir den Zugang zu anderen Genres eröffnete und die meine Leinwand in regelmäßigen Abständen immer wieder auf's Neue in rot-weißer Ästhetik erstrahlen lässt.




Foto: Digi von REM mit Poster






Foto: Blu Ray REM



Dienstag, 19. Januar 2016

IL GRANDE SILENZIO (1968)














LEICHEN PFLASTERN SEINEN WEG

Frankreich, Italien 1968
Regie: Sergio Corbucci
DarstellerInnen: Jean-Louis Trintignant, Klaus Kinski, Frank Wolff, Luigi Pistilli, Vonetta McGee, Mario Brega, Marisa Merlini, Maria Mizar, Marisa Sally, Bruno Corazzari u.a.


Inhalt:
Utah im Winter des Jahres 1898. Skrupellose, geldgierige Kopfgeldjäger ziehen durch die karge winterliche Landschaft. Ihre Opfer behandeln sie wie Vieh, das Töten scheint ihnen Vergnügen zu bereiten. Allen voran ein gewisser Loco, der menschliche Trophäen sammelt wie andere Pfandmarken. Einige der Gejagten haben sich in die verschneiten Berge zurückgezogen, wo sie hungernd auf die angekündigte Amnestie warten.
Der stumme Silence hat sich bis in die entlegensten Hütten der ärmsten Dörfer einen Ruf als unerbittlicher Rächer der Opfer von Kopfgeldjägern erworben. Er hilft den Familien, die durch die Morde von Loco und Konsorten ihre Liebsten verloren haben. Natürlich gegen Entgelt. Da er immer abwartet, bis sein Gegenüber die Waffe gezogen hat, hält er sich an das Gesetz. "Notwehr" ist seine Taktik.
Im abgelegenen Dorf Snow Hill tritt der neue Sherrif Burnett seinen Dienst an und legt sich schon am ersten Tag seiner Anwesenheit mit dem korrupten Kaufmann Pollicut und Loco an. Der inzwischen ebenfalls in Snow Hill eingetroffene Silence erhält den Auftrag, Loco zu töten. Diese Konstellation markiert den Beginn der schicksalhaften Ereignisse, die in und um den Ort unerbittlich ihren Lauf nehmen...


Silence


Loco


Wenn sich der erste Schnee auf die blattlosen Skelette der Bäume legt, die Dächer einen dekorativen Zuckerguss erhalten, die Kamine rauchen und die Straßen zugeschneit sind, dann ist es Zeit für einen Winterfilm.
"Leichen pflastern seinen Weg" funktioniert in dieser winterlichen Atmosphäre besonders gut. Überhaupt verfehlt dieses Italowestern-Juwel nie seine Wirkung.

Die lebensfeindliche, tief zugeschneite Landschaft rund um den Ort Snow Hill spiegelt die menschenfeindliche Stimmung im Ort wieder.
Die dort vorherrschende Kälte, die nicht nur mit dem Thermometer messbar ist, sondern auch an der Vorgehensweise und Grausamkeit der Mörder sichtbar wird, macht lethargisch und hoffnungslos.
Silence, der quasi ein Produkt einer von verdrehten Rechtsauslegungen und Moralvorstellungen geprägten Gesellschaft darstellt, ist das Paradebeispiel dafür, was die Regierung aus den Menschen, die sie im Stich lässt, macht.
Doch wer sich anmaßt über Leben und Tod zu bestimmen, bewegt sich auf dünnem Eis und auf derselben moralischen Ebene wie die Kopfgeldjäger. Sowohl Silence als auch seine Feinde haben das Gesetz auf ihrer Seite. Lediglich die individuellen Motive für das Erschießen von Menschen unterscheiden sich.
Das Morden im Namen des Gesetzes und der vermeintlichen Gerechtigkeit nimmt kein Ende.


Trauer und Ohnmacht und überall Tod


Auch die Bevölkerung ist der willkürlichen Vernachlässigung durch die Regierung schutzlos ausgeliefert. Wer nicht frühzeitig ermordet wird, läuft Gefahr zu verhungern. Wer aus Not Lebensmittel stiehlt, wird zum Gesetzlosen, zum Abschuss frei gegeben. Der Tod lauert überall.

Der französische Schauspieler Jean-Louis Trintignant fasziniert in der Rolle des Stummen, genannt Silence, mit dem Wechselspiel zwischen ausdrucksstarker und ebenso oft zurückhaltender Mimik.
Spätestens mit der Rückblende, die einen Teil seiner Familiengeschichte beleuchtet, hat Silence den Sympathiebonus auf seiner Seite, wird zum gefeierten Antihelden.
Der traumatisierte Junge von damals sucht späte Rache an all jenen, die tatsächlich und im weiteren Sinne moralisch für den Mord an seiner Familie verantwortlich gemacht werden können.
Seine Aufträge nimmt er keineswegs aus altruistischer Motivation an. Er verdient sich so seinen Unterhalt und nutzt die Gelegenheit, völlig legal die destruktive und hasserfüllte Seite seiner Persönlichkeit auszuleben.

Auf der anderen Seite Klaus Kinski, der als durchtriebener kaltschnäuziger Loco als Bösewicht par excellence vom Publikum gefeiert wird. 
In der Rolle des dämonisch bösen Kopfgeldjägers hält sich der ansonsten zu deutlich überengagierterem Schauspiel neigende Mime sichtbar zurück, was der glaubwürdigen Darstellung des hier verkörperten Protagonisten sehr zugute kommt. Ob wohl die beißende Kälte bei den Dreharbeiten dafür verantwortlich ist, dass sein Gesicht seltener entgleitet, seine Mundwinkel weniger zucken? 
Loco kennt keine Skrupel und zeigt keine Emotionen. Und er weiß um den Auftrag, den Silence angenommen hat. Dies scheint ihn regelrecht anzustacheln. Ganz augenscheinlich hat er es sich zum Ziel gesetzt, Silence zu zerstören. Aber vorher will er ihn leiden sehen.

Loco ist für jeden, der sich ihm in den Weg zu stellen wagt, ein gefährlicher Gegner.
Auch für Sheriff Burnett, gespielt von Frank Wolff. Dieser gesetzestreue und rechtschaffene Mann erkennt, was falsch läuft und tappt zwar von einem Fettnäpfchen ins andere, kann sich durch seine Bauernschläue doch irgendwie behaupten und Respekt verschaffen.
Burnett ist so etwas wie der heimliche Held des Films. Er ist bemüht, alles richtig und wieder gut zu machen, was die kapitalistischen Politiker des Landes an gesellschaftlichen Strukturen zerstört haben. Er möchte einen Beitrag zu mehr Gerechtigkeit leisten, zumindest in dem ihm unterstellten Distrikt.
Mit seiner Unbestechlichkeit und Rechtschaffenheit stellt er den Konterpart zur Figur des linkischen Kaufmanns Pollicut (großartig gespielt von Luigi Pistilli) dar.


Sheriff Burnett


Eine kleine amouröse Episode zwischen seiner attraktiven Auftraggeberin Pauline und Silence verleiht der Geschichte eine schöne Prise zusätzlicher Dramatik und Emotionalität und dient auch dazu, Silence etwas menschlicher wirken zu lassen.
Pauline (Vonetta McGee) ist seit der Ermordung ihres Mannes durch Loco ohne Hoffnung für eine bessere Zukunft. Sie hat nichts mehr zu verlieren, weder Ruf noch Hof spielen für sie noch eine Rolle. Nur ihr Stolz und die Rache für ihren getöteten Mann. Koste es, was es wolle. Viel zu spät erst ist sie in der Lage zu erkennen, dass es eine Alternative zu ihrem jetzigen Leben gäbe. Doch sie kann Silence nicht (mehr) aufhalten und die in Gang gesetzte fatale Spirale des Schicksals nicht mehr ändern.

Das Zusammenwirken der gegensätzlichen ProtagonistInnen dieses Films erzeugt in Kombination mit der unverwechselbaren melancholischen Melodie von Meister Ennio Morricone und den Bildern der im Schnee versunkenen Landschaft eine ganz einzigartige Stimmung.
Die massiven schneebedeckten Bergkulissen, in der tödlichen weißen Pracht versinkende Pferde, Eiszapfen und beschlagene Fenster sind nicht gerade das, was man zum Standardrepertoire eines Italowestern zählt.
In mancherlei Hinsicht stellt "Leichen pflastern seinen Weg" eine absolute Ausnahmeerscheinung im Genre dar.
Die eisige Atmosphäre, die authentisch wirkenden Kostüme und die Fotografie fügen sich nahtlos ineinander ein. Es scheint, als wurde bei diesem sinistren Opus nichts dem Zufall überlassen.
Und die Melancholie hängt genau so schwer und drückend über der Handlung wie die Schneelast auf den Feldern.

„Leichen pflastern seinen Weg“ ist wunderbarstes Schauspielerkino mit begnadeten Darstellern, das nicht nur auf philosophisch-politische Botschaften abzielt, sondern sein Publikum auf emotionaler Ebene berührt und mitnimmt auf eine Reise in die dunklen Keller und schmutzigsten Winkel unserer Zivilisation.




Foto: DVD von Kinowelt





Foto: Blu Ray vom Label Filmjuwelen 




Foto: OST auf Vinyl








Sonntag, 10. Januar 2016

THE GUEST (2014)














THE GUEST

USA 2014
Regie: Adam Wingard
DarstellerInnen: Dan Stevens, Ethan Embry, Lance Reddick, Joel David Moore, Maika Monroe, Leland Orser, Sheila Kelley u.a.


Inhalt:
Familie Peterson trauert um Sohn und Bruder Caleb, der im Irak Krieg sein Leben verloren hat. Als Mutter Laura an ihrer Haustür einem hochgewachsenen adretten Fremden namens David gegenübersteht, der sich als Freund und Soldatenkamerad von Caleb vorstellt, öffnet sie ihm nicht nur die Tür zu ihrem Haus, sondern auch ihr gebrochenes mütterliches Herz.
Der stets höfliche und sympathisch wirkende junge Mann findet seinen Platz in der Familie. Er darf in Calebs Zimmer übernachten, holt den pubertierenden Sohnemann Luke von der Schule ab und genehmigt sich mit Familienvater Spencer ein oder mehrere Feierabendbiere.
Nur die zwanzigjährige Tochter Anna bringt dem ehemaligen Soldaten Misstrauen entgegen und kann sich nicht so Recht für die Anwesenheit Davids im Petersonschen Haushalt begeistern.
Als sich Gewalttaten und Todesfälle im näheren Umfeld der Petersons häufen, beginnt Anna Davids Background zu beleuchten und setzt dadurch nicht nur sich, sondern auch ihre Liebsten einer tödlichen Bedrohung aus...


Den Umgang mit Waffen hat David gelernt


Anna fragt sich, was sie von David halten soll


Regisseur Adam Wingard, dem der Home Invasion Thriller "You're next" zu einer gewissen Popularität in der Horrorfilm-affinen Community verholfen hat, beweist mit "The Guest" wie man mit einem zu anderen Hollywoodproduktionen vergleichsweise niedrigen Budget von 5 Millionen Dollar ein Maximum an Unterhaltungswert herausholen kann.
"The Guest", der trotz der Beliebtheit von "You're next" in der deutschsprachigen Kinolandschaft eher stiefmütterlich behandelt und in den meisten Lichtspielhäusern gar nicht gezeigt wurde, ist wahrlich ein Film für die große Leinwand und der Genuss maximiert sich mit entsprechender Soundanlage.
Dieser Thriller lebt nicht nur von einer tiefgründigen Geschichte, sondern von seinen knalligen Farben, seinem außergewöhnlich mutigen und dominanten Soundtrack und der Intensität der SchauspielerInnen.

Allen voran natürlich Dan Stevens, der die Rolle des David genüsslich auszukosten zu scheint.
Seine Mimik, die von leerem Blick aus stahlblauen Augen zu bedrohlichem Ausdruck und dann innerhalb von Sekundenbruchteilen zu einem gewinnenden Lächeln wechselt, beeindruckt.
Besonders deutlich wird dies in der Barszene, als er sich mit den Kids, die Luke regelmäßig terrorisieren, anlegt. Direkt nachdem ihm einer der Bad Boys einen Cocktail ins Gesicht schüttet, spricht Davids Gesichtsausdruck Bände. Er wirkt regelrecht mordlustig und man macht sich auf's Schlimmste gefasst. Doch dann wischt er sich mit einer Hand langsam von der Stirn abwärts über das Gesicht. Die Hand scheint nicht nur die Überreste des Cocktails, sondern zugleich auch jegliche schlechte Laune wegzuwischen und sogleich erstrahlt wieder sein schönstes "perfekter-Schwiegersohn-Lächeln". Creepy!
Schnell zeigt sich: David neigt zu Extremen. Nicht nur, was das gnadenlos bis zur Schleimgrenze ausgekostete zur Schau stellen seiner Manieren betrifft, sondern auch den kompromisslosen Einsatz von Brutalität. Und in einigen Szenen (z.B. beim Kürbis schnitzen) wirkt er wie ein Ableger eines T800 ("Terminator 2"), der versucht, sich in der Welt der Menschen zurecht zu finden. Er ist mysteriös und seine Handlungen wirken zum Teil kurios.

Die große Sympathieträgerin in diesem Film und zugleich eine Art Final-Girl ist Maika Monroe in der Rolle von Anna Peterson. Anna lässt sich nicht von Davids Charme blenden und bringt ihm als Einzige der Familie eine gesunde Skepsis entgegen.
David begleitet Anna auf eine Halloween-Party und lässt seinen Charme nicht nur sprühen, sondern wie ein Feuerwerk explodieren. Überhaupt scheint er immer genau zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein und stets zu wissen, welche Worte gerade angebracht sind. Und wenn er mit riesigen Bierfässern über der Schulter bzw. locker in der Hand ganz im Stil vom Coca-Cola-Macho aus der Werbung den Raum betritt, kann das einer gewissen Komik kaum entbehren.
Fast gelingt es David im Partyrausch auch, in Annas Gunst zu steigen. Aber eben nur fast.
Dagegen hat er beim permanent gemobbten Außenseiter Luke ein leichtes Spiel. Dieser bewundert ihn und zeigt sich solidarisch bis über die Grenze des Nachvollziehbaren hinaus.

Während der Film eine geraume Zeit über die Interaktionen zwischen den ProtagonistInnen in den Vordergrund rückt und von einer subtilen Bedrohungssituation lebt, gibt es im letzten Drittel eine Art Wendepunkt, der in ein actiongeladenes Finale mündet, das sich sowohl von der Gestaltung des Sets als auch von der musikalischen Untermalung absolut positiv von anderen aktuellen Filmen hervorhebt.

Wenn mir je jemand prophezeit hätte, dass ein moderner amerikanischer Film einen Soundtrack mit Synthie-Pop und Bands wie "Clan of Xymox", "Sisters of Mercy", "Front 242" und "DAF" haben wird, hätte ich vermutlich nur milde gelächelt und mir meinen Teil gedacht.
Als ich dann "The Guest" passenderweise mit einem geschätzten realen Wochenend-Gast (liebe Grüße an dieser Stelle!) zum ersten Mal sah, war ich sehr überrascht. Bei jedem angespielten Song wurde meine Verzückung größer.
Wer etwas düster-melancholische Klänge und treibenden Synthie-Partysound zu schätzen weiß, dem werden die Songs, die nicht nur der Untermalung dienen, sondern mit der Handlung verbundener wichtiger Bestandteil des Films sind, die Gehörgänge liebkosen.


Finale


Die surreal anmutende Kulisse des märchenartigen Finales und der regelrechte Farbrausch sind wundervoll ästhetisch inszeniert und in Kombination mit der Musik von einer durchdringenden Intensität.
Man könnte "The Guest" (wenn man so will) vorwerfen (und Manche werden es sicher auch tun), dass die Story nicht viel hergibt, zu wenig erklärt oder zu vorhersehbar ist. Doch gerade der Umstand, dass Davids Motive nicht bis ins kleinste Detail erklärt werden, übt genau so wie sein Mimenspiel eine gewisse Faszination aus.
Was am Ende auf jeden Fall im Gedächtnis haften bleibt, sind die fantastisch beleuchteten Sets (neben dem Finale besonders die Party-Szene), die sympathischen DarstellerInnen, der schwarze Humor und die an den Tag gelegte Sorgfalt bei der Auswahl der Songs.

Ich habe diesen Film vor wenigen Tagen zum zweiten Mal angeschaut. Er hat sogar noch besser funktioniert als beim ersten Mal und er wird bestimmt noch öfter den Weg auf meine Leinwand finden.
"The Guest" ist mehr als nur ein Thriller mit Anleihen an coole Musikvideos. Er ist definitiv ein feiner Geheimtipp für nette Filmabende mit Freunden und verdient die Bezeichnung "kleines Gesamtkunstwerk".




Foto: Blu Ray von Splendid