Sonntag, 17. August 2014

ZOMBI 2 (1979)














WOODOO – DIE SCHRECKENSINSEL DER ZOMBIES

Italien 1979
Regie: Lucio Fulci
DarstellerInnen: Tisa Farrow, Ian McCulloch, Richard Johnson, Al Cliver, Auretta Gay, Olga Karlatos, Ugo Bologna, Omero Capanna u.a.


Inhalt:
Anne Bowles ist auf der Suche nach ihrem Vater, der auf einer Karibik-Insel namens Matul verschollen zu sein scheint. Zumindest wurde sein Boot führerlos vor der Küste New Yorks gefunden. Naja, nicht ganz führerlos. Ein dicker Zombie, der jedoch sofort von der Hafenpolizei erschossen wird (allerdings vorher noch einen Polizisten tot beißt) und ins Wasser fällt, schlurfte noch durch die Kajüte.
Mithilfe des neugierigen Reporters Peter West gelangt Anne nach Matul – wo die beiden das pure Grauen erwartet...


Wem würdet ihr lieber Unterwasser begegnen?
Dem Zombie oder dem Hai?


Verstehen sich nicht mehr so gut - Dr. Menard und
seine Frau mit den schönen Augen (Olga Karlatos)


Der exzentrische Regisseur Lucio Fulci wird ebenso verehrt wie verachtet. Der Künstler, um den sich viele Gerüchte ranken und der erst post mortem eine gewisse Berühmtheit erlangte, wird von den einen glorifiziert, von den anderen als stümperhafter Regisseur, der nur billige Auftragsarbeiten ablieferte, abgestempelt.
Zu letztgenannter Gruppe zähle ich definitiv nicht! Fulci hat nämlich einige meiner absoluten Lieblingsfilme gedreht, die da wären:
Ein Zombie hing am Glockenseil, Über dem Jenseits, Das Haus an der Friedhofmauer, Non si sevizia un paperino, Una lucertola con la pelle di donna, Verdammt zu leben - verdammt zu sterben und Das Syndikat des Grauens.

Erstmalig habe ich "Woodoo" – wie viele andere Fans auch – in schlechter Qualität auf VHS gesehen.
Seine Popularität verdankt der Film nicht nur seiner Optik, sondern auch der Tatsache, dass er in Deutschland indiziert wurde und in England als "Video Nasty" bis vor wenigen Jahren beschlagnahmt war.
Folglich war "Woodoo" für jeden Horrorfilmfan ein brandheißes Objekt der Begierde.
Dass der Faktor "Knappheit" ein wichtiges, nicht zu unterschätzendes Element in der Verkaufspsychologie ist und im Besonderen für eine stärkere Nachfrage sorgt, scheint den Zensoren und den von Regierungen ernannten Hütern der Moral nicht bewusst oder egal zu sein.
Wie auch immer. Zugegebenermaßen war ich anno dazumal nur mäßig begeistert. Einerseits, weil ich eine stringente und konsequente Handlung ähnlich den George Romero-Zombiefilmen erwartet hatte, andererseits wegen dem ungewohnten Gernre-Mix und vermutlich auch, weil "Woodoo" erst beim Ansehen mit mindestens einer weiteren Person so richtig spaßig wird.
Mittlerweile habe ich den Film unzählige Male in diversen Fassungen im TV, auf der heimischen Leinwand und auf 35mm im Kino und in einer zunehmend besseren Qualität (siehe Foto der Veröffentlichungen) sowie in guter Gesellschaft genießen dürfen.
"Woodoo" ist einer der wenigen Horrorfilme, der für mich über die Jahre hinweg zunehmend an Bedeutung gewonnen hat und der heute endlich in einer Qualität, die diesem Meisterwerk des Splatterfilms gerecht wird, verfügbar ist.
Die Blu Ray von Arrow stellt meiner Meinung nach das Non Plus Ultra unter den Veröffentlichungen dar.

"The boat can leave now. Tell the crew.“

Dr. Menard

Bei "Woodoo" weiß man angenehmerweise sofort, was einen erwartet. Ohne Umschweife stürzen wir gleich mitten ins Geschehen. Bereits in den ersten Sekunden werden wir ZeugInnen von einem Kopfschuss, der mit einer Nahaufnahme des undefinierbaren Beuschels, das Spekulationen zufolge Hirnmasse darstellen soll aber auch einem Wiener Würstchen mit Ketchup verblüffend ähnlich sieht, endet. Kein Film für Zartbesaitete und auch tendenziell eher riskant als Filmwahl einen romantischen Abend.

Und es wird im Lauf der Geschichte munter weiter geschnetzelt: Köpfe zermatscht oder halbiert, Finger abgetrennt, lebende und tote Körper angefressen und ausgeweidet et cetera et cetera. Schaufeln kommen genauso gegen weiche Zombie-Körper zum Einsatz wie herkömmliche Waffen und zum Ende auch Molotov-Cocktails. Ein Splatter-Fest. Fulcis Faible für Würmer, Maden und Tausendfüßer ist auch in "Woodoo" unverkennbar.
Der Maskenbildner und kreative Maestro der Spezialeffekte Gino De Rossi (nicht zu verwechseln mit seinem Berufskollegen Gianetto De Rossi!) hat mit ein bisschen Ton, Kunstblut und ein paar selbst gebauten Requisiten viel zur unvergleichlichen Atmosphäre des Films beigetragen.
Weil er das so gekonnt bewerkstelligt hat, durfte er kurz darauf auch in Ein Zombie hing am Glockenseil, "Die Rückkehr der Zombies" und "Die Rache der Kannibalen" für gepflegte Ekel-Atmosphäre sorgen.


Was man nicht alles aus ein bisschen Terracotta und
Kunstblut machen kann


Tisa Farrow, die kleine Schwester der Hollywood-Schönheit Mia Farrow, spielt die vom Vater verlassene Anne Bowles. Sie sieht mit ihren Sommersprossen wirklich herzig aus und ihr selbstbewusster Gesichtsausdruck verleiht der Rolle eine gewisse Glaubwürdigkeit. Nicht, dass dies bei so einer Art Film besonders wichtig wäre, aber es ist trotzdem von Vorteil.
Die Filmographie Farrows ist eher kurz und umfasst laut ofdb lediglich vierzehn Filme, davon zumindest einen weiteren nennenswerten Klassiker, nämlich "Man-Eater". In den Achtzigern hängte sie zugunsten eines Jobs als Krankenschwester ihre Filmkarriere an den Nagel.

Eine ganz ordentliche Performance liefert auch der schottische Schauspieler Ian McCulloch als Reporter Peter West ab, der in "Woodoo" seine erste Erfahrung an einem italienischen Filmset machte. Mit den beiden darauf folgenden kultigen Trash-Granaten "Zombies unter Kannibalen" und "Astaron - Brut des Schreckens" endete allerdings seine Karriere in Bella Italia auch schon wieder.


Ian McCulloch und Tisa Farrow


Der britische Theaterschauspieler Richard Johnson war die perfekte Besetzung für die Rolle des zwielichtigen und vom Ehrgeiz besessenen Dr. Menard. Er bringt seine kurzen Dialogzeilen mit einer großen Ernsthaftigkeit rüber.

Der rothaarige und hellhäutige Schauspieler Al Cliver, der mehrmals mit Fulci arbeitete, tut mir immer ein bisschen leid. Die Karibik als Drehort ist für einen Menschen mit einem solchen Hauttyp schon Herausforderung genug und in den Szenen, die auf dem Boot spielen, sieht er aus wie ein gekochter Hummer.
Auretta Gay, ihres Zeichens ein Model und keine professionelle Darstellerin, hatte laut Ian McCulloch keine Freude am Set, da sie von Fulci ständig gepiesakt und äußerst fies behandelt wurde.

Die gebürtige Griechin Olga Karlatos ("Keoma", Oben ohne, unten Jeans) hat sich mit ihrer Rolle als Paula Menard und im Besonderen mit ihrem filmischen Schicksal ein ewiges (hölzernes) Denkmal in der Splatterfilmgemeinde gesetzt.

Der Kampf zwischen dem Zombie und dem Hai ist meiner Meinung nach eine der bemerkenswertesten Szenen der Filmgeschichte, die berühmte „Holzsplitter-Szene“ wird bis heute (meist eher erfolglos) kopiert und die klaustrophobische apokalyptische Stimmung des Films kann sich mit anderen Zombiefilmen sehr wohl messen.
Das Besondere an "Woodoo" und weshalb der Film seinen Kultstatus zu Recht innehat sind neben den meisterhaften Gore-Effekten und dem realistischen Zombie-Makeup von Gino de Rossi die Mischung zwischen Karibik-Abenteuer, Seuchenfilm und Untoten-Thematik sowie der unheilschwangere düstere Synthie-Soundtrack aus der Feder von Fabio Frizzi.


Was für eine atmosphärische Umgebung für eine
Zombie-Epidemie!


Niemand weiß, warum auf Matul diese Seuche ausgebrochen ist. Manche Eingeborenen verwandeln sich nach einer vorhergehenden Erkrankung in Zombies, andere durch Bisse. Doch auch bereits vor Jahrhunderten Verstorbene erheben sich plötzlich aus ihren erdigen Ruhestätten und machen sich auf die Suche nach Menschenfleisch.
Die Ursache des Zombie-Debakels bleibt ebenso wie andere Handlungsstränge im Unklaren, aber das macht überhaupt nichts. Die staubigen Untoten sind einfach da und schlurfen und schmatzen sich durch "Woodoo - Schreckensinsel der Zombies".
Wer den Film zu ernst nimmt, ist selbst schuld.

Das Bonusmaterial auf der Arrow Blu Ray ist eines der informativsten, das ich je zu dem Film gesehen habe – es verfügt über ein Special über die Werke von Gino de Rossi, ein ausführliches Interview mit dem sympathischen Ian McCulloch und die sehenswerte Dokumentation mit dem Titel "From Romero to Rome", in der Experten und Fans zu Wort kommen.
Das knapp 40-seitige Booklet behandelt u.a. die Zensurgeschichte in England und wartet mit einem Interview mit Olga Karlatos auf.

Wer ebenso wie ich „Woodoo“ in englischer Sprache favorisiert, darf auf den Kauf der Arrow-VÖ nicht verzichten!




Foto: Dragon DVD, Laser Paradise, Shriek Show 25th Anniversary Edition, Blue Underground (Blu Ray), XT Video Mediabook, CMV Retro Edition


Verrückten Fans reicht nicht nur eine VÖ


Foto: empfehlenswerte Blu Ray im Steelbook von Arrow





Foto: Blu Underground UHD




Lohnt sich für Fans: Die Ausgabe von "CREEPY IMAGES" mit dem kompletten Foto-Aushangsatz




Foto: Soundtrack von Death Waltz Records