Freitag, 17. April 2015

I LUNGHI CAPELLI DELLA MORTE (1964)














THE LONG HAIR OF DEATH

Italien 1964
Regie: Antonio Margheriti
DarstellerInnen: Barbara Steele, George /Giorgio) Ardisson, Halina Zalewska, Umberto Raho, Laura Nucci, Giuliano Raffaelli, Nello Pazzafini u.a.


Inhalt:
Kurz vor Ende des 15. Jahrhunderts. Die bemitleidenswerte Adele Karnstein wird zu Unrecht des Mordes an Franz, dem Bruder von Baron Humboldt, beschuldigt und erleidet einen grauenvollen Tod auf dem Scheiterhaufen. Kurz vor ihrem irdischen Ende verflucht sie Baron Humboldt, dessen Nachfahren und das gesamte Dorf.
Ihre minderjährige Tochter Lisabeth Karnstein muss die grausame Hinrichtung mit ansehen.
Währenddessen versucht Helen, die älteste Tochter der Hexe, ihre Mutter zu retten.
Baron Humboldt macht Helen Hoffnungen, dass sie das Schicksal der Mutter abwenden kann, nutzt sie aber letztendlich nur aus und bringt sie anschließend um.
Doch das Unrecht, das die Familie Humboldt Adele und ihren Töchtern angetan hat, bleibt nicht ungesühnt. Schon bald beginnen sich die Prophezeiungen der Hexe zu erfüllen...


Barbara Steele als Helen


Halina Zalewska - eine Augenweide


Ich kann mich noch deutlich an jenen schönen Frühlingstag in Mailand erinnern, an dem ich mit meiner besseren Hälfte in einem idyllischen Park saß und stolz unsere soeben getätigten DVD-Einkäufe begutachtete.
Besonders lange hielt ich "I lunghi capelli della morte" in der Hand und bemühte mich mit meinen damals recht dürftigen Italienisch-Kenntnissen redlich um eine halbwegs korrekte Übersetzung des Klappentexts. Die Vorfreude auf diesen Film, der zu dieser Zeit erstmalig auf DVD erschienen ist, war für mich als Verehrerin von Barbara Steele besonders groß.
Und ich wurde nicht enttäuscht.

Seit der ersten Begegnung mit dieser Perle des Eurohorrors gehört "I lunghi capelli della morte" zu einem meiner liebsten Gotik-Filme der Sechziger Jahre.
Einem direkten Vergleich mit dem visuellen Feinschliff eines Bava Films hält er zwar nicht ganz stand, bietet aber eine nicht zu verleugnende zauberhafte morbide Ästhetik und zählt meines Erachtens zu den schönsten Genrefilmen seiner Zeit.

Regisseur Antonio Margheriti entschied sich ein Jahr nach seiner Regiearbeit für Das Schloss des Grauens vermutlich bewusst für eine Rückkehr zum Schwarz-Weiß-Film.
Die Parallelen zu Bavas "Die Stunde wenn Dracula kommt" stechen nicht nur aufgrund der Wahl des Filmmaterials ins Auge, sondern auch wegen der Besetzung von Horror-Ikone Barbara Steele als Hexe Helen.
Da der Auftritt der bösen Hexe naturgemäß etwas kurz geraten ist und sie nach dem Ausstoß ihres Fluches (mit verdächtig ähnlicher Botschaft wie in "Die Stunde wenn Dracula kommt") bereits über den Jordan geht, durfte Frau Steele Adeles älteste Tochter Helen und deren Reinkarnation mimen.
Helen lebt zwar ebenfalls nicht viele Filmminuten, kehrt dafür aber (wie die Hexe Asa in Mario Bavas richtungsweisendem Klassiker) von den Toten als Mary zurück und lehrt Baron Humboldt und seinem Sohn Kurt das Fürchten.

Die Handlung an sich wirkt auch bei der zweiten Sichtung etwas verworren und deshalb verwirrend. Ich habe noch immer nicht verstanden, was die Todesfälle im Film konkret mit langen Haaren zu tun haben, aber das spielt bei "I lunghi capelli della morte" genau genommen keine gewichtige Rolle.
Viel interessanter ist die Tatsache, dass die aus Polen stammende Mimin Halina Zalewska eine faszinierende Leinwandschönheit ist und Barbara Steele noch dämonischer und durchtriebener als in Ein Engel für den Teufel wirkt. Und das will was heißen!
Ohne zu deutlich in die Exploitation Schiene abzudriften serviert uns Margheriti den ein oder anderen Überraschungsmoment (Stichwort: Busenblitzer) und Ekeleffekte in wohldosierter Form.

Im Gegensatz zu Hammer-Filmen, deren Soundtrack musikalisch auf mich immer etwas unkoordiniert und eher zusammenhangslos wirkt (ein Paukenschlag hier, ein Trompetenbläser da), verfügt "I lunghi capelli della morte" über ein melodisches und dramatisches Thema mit eindeutigem Wiedererkennungswert aus der Feder von Carlo Rustichelli (u.a. Komponist bei Blutige Seide).

Dieser bezaubernde und ungemein atmosphärische Klassiker erinnert an ein Schauer-Märchen für Erwachsene.
"I lunghi capelli della morte" steckt voll Symbolik und klassischen Themen wie Begehren, Rachsucht, Verführung und Vergeltung. Ästhetische Fotografien von nebelverhangenen Landschaften, mit Spinnweben verhangenen Gräbern sowie wundervolle DarstellerInnen mit faszinierender Haarpracht runden den Filmgenuss ab.

Ich glaube, meinen geplanten Frühlings-Friseurtermin lasse ich vorerst ausfallen...




Foto: DVD von Raro Italien und Blu Ray von Raro Video