Freitag, 14. März 2014

NAPOLI... SERENATA CALIBRO 9 (1978)














NAPOLI... SERENATA CALIBRO 9

Italien 1978
Regie: Alfonso Brescia
DarstellerInnen: Mario Merola, Aldo Canti, Ria de Simone, Marco Girondino u.a.


Inhalt
Zigarrettenschmuggler-Boss Don Salvatore Savastano hat sich nicht lumpen lassen: Zum Geburtstag seines geliebten Sohns feiert er mit seiner Familie ein großes Fest, für das er sogar einen Fernseh-Star als Showact engagiert hat.
Die Festivitäten werden jedoch jäh unterbrochen, als vier maskierte und bewaffnete Männer die Anwesenden überfallen und Savastanos Kind und seine Frau eiskalt erschießen.
Don Savastano überlebt den Überfall zwar physisch, psychisch kann er den Verlust jedoch kaum ertragen.
Er ist nun ein gebrochener Mann, der nichts mehr zu verlieren hat und nur noch von einem Gedanken beseelt wird: Rache!






Schon ganz zu Beginn von "Napoli.... serenata calibro 9" ahnt man, dass etwas im Busch ist und der Film kein gutes Ende nehmen kann.
Don Savastano singt auf der Geburtstagsfeier seines Sohnes.
Die Szene wird immer wieder durch kurze Einblendungen unterbrochen, in denen vier Motorradfahrer durch Neapel brausen. Schnell wird klar, dass die Männer nichts Gutes im Schilde führen und Savastano und seiner Familie wohl eine unerfreuliche Überraschung bescheren.
Nach wenigen Szenen, in denen Savastano trauert und die Beerdigung seiner Liebsten besucht, steigert sich trotz hier und da eingeschobenen komödiantischen Szenen das Erzähltempo rasant.

Savastano begibt sich entgegen des gut gemeinten Rats des Polizeikommissars eigenmächtig auf die Suche nach den Mördern seines Sohns und seiner Frau.
Dabei lernt er den Straßenjungen Gennarino kennen, der ihm hartnäckig folgt und ihn durch seine Sprüche nicht nur ein wenig aufmuntert, sondern schließlich auch auf eine heiße Spur bringt.

Savastano unterschätzt jedoch die Gefahr, die von den Verbrechern ausgeht und scheint auch nicht nachzudenken, was es für seinen kleinen Begleiter bedeutet, ständig an seiner Seite zu sein.

Kurz vor dem großen Showdown gerät Gennarino nämlich in Lebensgefahr und Savastano wird auf schmerzhafte Weise bewusst, dass es für ihn doch noch etwas zu verlieren gibt.

"Napoli... serenata calibro 9" ist ein außergewöhnlicher Poliziottesco mit einer ganz besonderen Atmosphäre. Vorausgesetzt, das Eintauchen gelingt, entwickelt sich der Film zu einem bereichernden und unterhaltenden Sehvergnügen.

Zum Einen liegt dies wohl an dem neapolitanischen Sänger und Schauspieler Mario Merola, der unglaublich sympathisch und authentisch auftritt. Zum Anderen sicher auch an dem zauberhaft süßen Marco Girondino, der in seiner Rolle als Gennarino stets etwas geheimnisvoll und für sein Alter viel zu erwachsen wirkt.
Neben Nicoletta Elmi zählt er zu einem der ganz wenigen KinderdarstellerInnen, die nicht nervtötend klugscheißen und die man deshalb nach 5 Minuten schon am liebsten **** (zensiert).

Der einzige Schwachpunkt des Films ist das offensichtlich geringe Budget, das Alfonso Brescia zur Verfügung stand. Dies wird vor allem bei Schusswechseln und der ein oder anderen Action-Szene deutlich.
Aber durch die bravouröse schauspielerische Leistung der Hauptprotagonisten und die sensationelle Boots-Verfolgungsjagd am Ende wird so manch kleiner Makel wieder wettgemacht.

Schauplatz der Handlung ist der tiefe Süden Italiens. Die meisten Szenen wurden in Neapel gedreht. Die italienische Mentalität und Kultur kommt etwas stärker als in kommerzielleren Poliziotteschi zur Geltung.
Wenn man sich darauf einlassen kann, wird man mit diesem Geheimtipp seine wahre Freude haben.
Der Film ist von Raro Video mit italienischem O-Ton und englischen Untertiteln erhältlich.

"Napoli... serenata calibro 9" ist vielleicht nicht der bedeutendste, coolste oder erfolgreichste Poliziottesco, aber ein spannender, wenngleich etwas trauriger Film mit Herz und einer hohen Dosis an (italienischer!) Seele.


Foto: italienische DVD (Raro Video)